15. Mai 2024: Nitazene sind stärker und tödlicher als Heroin

Drugs
Nitazene sind starke synthetische Opioide. Entwickelt wurden sie in den 1950er-Jahren, klinisch eingesetzt wurden sie nie. Als Droge konsumiert, sorgen sie nun immer häufiger für Todesfälle.Drogenbehörden sind zunehmend besorgt wegen synthetischer Straßendrogen, darunter synthetisches Marihuana, Fentanyl und verschiedene Nitazene.

Vor allem in den USA und in Großbritannien sind die Drogenbehörden zunehmend besorgt über den Konsum synthetischer Straßendrogen - also Drogen, die in öffentlichen Räumen wie Parks oder in Clubs verkauft werden. Darunter sind synthetisches Marihuana wie "Spice", aber auch Fentanyl und Oxycodon.

Die potentiell tödliche Wirkung von Fentanyl und Oxycodon war kaum erkannt, da tauchte ein weiteres schmerzstillendes Opioid auf und wurde zu einer lebensgefährlichen Straßendroge. Die gemeinhin als Nitazene bekannten 2-Benzyl-Benzimidazol-Opioide stammen ursprünglich aus der Pharmaindustrie und sind bis zu 500 Mal stärker als Heroin. Und sie machen sehr schnell abhängig.

Drogen- und Gesundheitsbehörden in Großbritannien und in weiteren europäischen Ländern sowie in den USA melden, dass die Zahl von Überdosierungen und Todesfällen wegen des Konsums von Nitazenen gestiegen ist. Es gibt zudem Hinweise darauf, dass Nitazene anderen Substanzen wie Heroin und Fentanyl, und sogar Cannabis, beigemischt werden, um etwa die Herstellungskosten zu senken.

Was sind Nitazene?

Nitazene, eine Klasse von mehr als 20 synthetischen chemischen Verbindungen, wurden ursprünglich in den 1950er-Jahren als opioide Schmerzmittel, sogenannte Analgetika, entwickelt. Sie wurden jedoch nie für die Verwendung in der Human- oder Veterinärmedizin zugelassen. Synthetische Drogen wie Nitazene und Fentanyl werden nicht wie Heroin oder Cannabis auf natürliche Weise angebaut oder kultiviert, sondern mithilfe von Chemikalien künstlich hergestellt. Sie tauchten um 2019 in Großbritannien, in den USA und in den baltischen Staaten als illegale Substanzen auf. Berichten zufolge gab es in Russland bereits 1998 eine Reihe von Todesfällen, die mit Nitazenen in Verbindung gebracht wurden. Nitazene haben eine psychoaktive Wirkung, was laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) bedeutet, dass sie "mentale Prozesse, einschließlich Wahrnehmung, Bewusstsein, Kognition oder Stimmung und Emotionen, beeinflussen".

In Pulverform verkauft, haben Nitazene eine gelbe, braune oder gebrochen weiße Farbe. Nach Angaben der US-Drogenbekämpfungsbehörde werden Nitazene auch in Pillen gepresst und "fälschlicherweise als Arzneimittel vermarktet, wie Dilaudid 'M-8'-Tabletten und Oxycodon 'M30'-Tabletten". Die Wirkung ähnelt denen anderer Opioide. Es kommt zu Euphorie, Sedierung und zu einer Art Wach-Schlaf-Bewusstsein, aber auch zu Atemdepression und Atemstillstand.

Warum ist das Risiko einer Überdosierung so hoch?

In einem offenen Brief an die Zeitschrift Lancet Public Health vom Februar 2024 schrieb die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD), dass Nitazene "seit 2022 zunehmend in Post-mortem-Analysen von drogenbedingten Todesfällen identifiziert wurden".

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