Newsletter 2024/ß1

Sehr geehrte Leser*innen,

hier die erste Ausgabe des gemeinsamen Newsletters rund um die Themen Drogen, Strafvollzug, Spritzenautomaten und wichtige Entwicklungen aus Politik, Gesellschaft, Medizin, Forschung, aus dem Verband sowie kooperierenden Einrichtungen im Jahr 2024.
Gerne veröffentlichen wir Ihre interessanten Projekte, Themen oder weitere Termine über den Newsletter. Bitte senden Sie die Beiträge einfach per Mail an mascha.zapf@nrw.aids-hilfe.de. Wir freuen uns über jede Rückmeldung.

Mit herzlichen Grüßen,
Brigitte Bersch Spritzenautomatenprojekt NRW

Mascha Zapf
Drogen|Strafvollzug

A K T U E L L E S

Fentanyl ist in Europa angekommen
Laut Expert*innen aus dem Suchtbereich sollte Deutschland sich auf vermehrte Drogennotfälle durch synthetische Opioide wie Fentanyl vorbereiten. Durch die Besetzung der Taliban in Afghanistan und deren Verbot des Schlafmohnanbaus fällt die Hauptbezugsquelle für Heroin in Europa weg. Zudem ist die Herstellung systemischer Stoffe sehr viel gu?nstiger. In der Konsequenz könnte der Schwarzmarkt sich hin zu synthetischen Opioiden verlagern, welche teilweise 50-mal stärker als herkömmliches Heroin sind. Dringend erforderlich werden Erste-Hilfe-Schulungen, Naloxonvergabe und Opioid-Schnellteststellen sein. Grade nach erneutem Anstieg der Zahl der Drogentoten bundesweit, gilt es nun eine weitere Zuspitzung zu verhindern. Zumal sich der Zustand viele drogengebrauchenden Menschen durch die aktuelle Zunahme von Crackkonsum stetig verschlechtert. Weitere Infos finden Sie unter aidshilfe.de.


P R O J E K T E & F I N A N Z E N

Spritzenautomatenprojekt - neues Sortiment
Ab April kann über die Safer-Use-Homepage der Aidshilfe NRW das neue Sortiment an Päckchen mit Präventionsmaterialien zur Bestückung der Spritzenautomaten bestellt werden. Die Smoke-it-Packs werden zukünftig mit einem Feuerzeug bestückt. Ganz neu im Sortiment sind die „Natron Packs“ fu?r Crack-Konsument*innen, die neben einer 1,5ml-Ampulle Kochsalzlösung ein Sachet mit 1 gr. Natron sowie 5 Metallsiebe enthalten. Aufgrund der Preissteigerungen von Materialien sowie gestiegener Personalkosten für z.B. Reparaturen wird der Abgabepreis von 50 Cent auf 1,00 € / Stück angepasst. Das neue Sortiment beinhaltet zukünftig sieben verschiedene Päckchen: Filter-Pack (3 Filter, 1 Löffel), Smoke-it-Pack (4 Alufolien, 1 Holzstab, 1 Feuerzeug), Natron-Pack (1 Kochsalzlösung, 1 Natron, 5 Metallsiebe), Kanülen-Pack lang (5 Kanülen 23mm lang, 5 Alkoholtuper, 1 Cremesachet), Kanülen-Pack kurz (5 Kanülen 12mm lang, 5 Alkoholtuper, 1 Cremesachet), Kombi-Pack lang (1 Einmalspritze, 1 Kanüle 23mm, 1 Alkoholtupfer, 1 Vit. C, 1 Kochsalzlösung), Kombi-Pack kurz (1 Einmalspritze, 1 Kanüle 12mm, 1 Alkoholtupfer, 1 Vit. C, 1 Kochsalzlösung).

Abgabe von Spritzen 2023
Die Vergabe von Spritzen und weiteren Konsumutensilien, entweder als bedarfsgerechte Vergabe in Einrichtungen der Aids- und Drogenhilfe oder durch einen der mehr als 100 Spritzenautomaten in NRW, ist wesentlicher Bestandteil einer jeden Harm-Reduction-Strategie. Die Aidshilfe NRW wertet jährlich die Abgabezahlen loser Spritzen sowie die Abgaben per Spritzenautomaten in NRW aus. Die Einrichtungen der Aids- und Drogenhilfe in NRW stellen hierfür ihre Daten zur Verfügung. Die Abgabe loser Spritzen ist von 2022 bis 2023 um 25.633 auf insgesamt 1.285.088 Stück gestiegen. Anders als im Vorjahr sind im Jahr 2023 die Abgabezahlen über die Automaten gesunken (von 144.585 auf 129.120 Stück). Dieser Rückgang ist vermutlich auf die Abgabe von Präventionspäckchen (Care Packs) zurückzuführen, die kostenlos vor Ort abgegeben wurden. Die Statistik wird ab April auf der Homepage saferuse-nrw.de veröffentlich.


P U B L I K A T I O N E N

Das Fortbildungs- und Praxishandbuch "HIV, Hepatitis und STI: Beratung und Test für drogengebrauchende Menschen in niedrigschwelligen Einrichtungen“ geht in die zweite Auflage
Deutschland unterstützt die Ziele der WHO zur Eliminierung von Hepatitis C sowie die Strategie 90 -90-90-0 bei HIV (90 Prozent der Menschen mit HIV sind diagnostiziert, davon 90 Prozent in Therapie und davon 90 Prozent unter der Nachweisgrenze, bei null Prozent Diskriminierung). Dies findet auch in der BIS 2030 – Strategie zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen Beachtung. Die erste DRUCK-Studie des Robert-Koch-Instituts (RKI) machte deutlich, dass zur Erreichung dieser Ziele ein Ausbau von Beratungs- und Testangeboten für Drogengebraucher*innen in niedrigschwelligen Einrichtung erforderlich ist.
Mit dem Projekt „DAS CHECK ICH“ von Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), DAH und RKI wurde ein erster Schritt getan, um die erfolgreiche Umsetzung eines solchen Angebots in niedrigschwelligen Einrichtungen aufzuzeigen. Um aktive Konsument*innen über die neuen Möglichkeiten der Heilung (HCV) und der gesundheitlichen Stabilisierung (HIV) zu informieren, bedarf es eines breiten Angebots von Beratungs- und Testangeboten in niedrigschwelligen Einrichtungen. Die Aidshilfe NRW und die Deutsche Aidshilfe haben daher verschiedene Angebote entwickelt, die dazu beitragen sollen, Mitarbeiter*innen fortzubilden und Einrichtungen, die ein solches Angebot anstreben, mit den hierfür notwenigen Informationen zu versorgen. Neben der „Schnelltest ohne Ärzt*innen“-Fortbildung der DAH hat insbesondere das vorliegende Praxishandbuch die Aufgabe jene Einrichtungen, die ein Beratungs- und Test-Projekt anstreben, mit allen notwendigen Informationen zu versorgen. Das mit Mitteln des Landes NRW realisierte Werk in seiner überarbeiteten zweiten Auflage wird ab sofort über den Rundbrief der Deutschen Aidshilfe kostenfrei an alle Mitgliedsorganisationen versendet. Darüber hinaus steht eine PDF-Version zum Download zur Verfügung. Bei Bedarf kann die Broschüre auch per E-Mail an mascha.zapf@nrw.aidshilfe.de nachbestellt werden.

Handreichung zur Anpassung der Angebote in Aids- und Drogenhilfe für Crack-Konsument*innen
PRAXISNAH – BEDARFSORIENTIERT - NIEDRIGSCHWELLIG. Erstellt in Zusammenarbeit der Deutschen Aidshilfe und der Bundesarbeitsgemeinschaft Drogenkonsumräume zu finden hier.

Stellungnahme für die Neufassung der Betäubungsmittel- Verschreibungsverordnung (BtMVV)
In der gemeinsamen Stellungnahme von DAH, JES e.V. Bund und akzept e.V. Bund beziehen die Vertreter*innen dieser Expert*innenverbände Stellung zu den geplanten Änderungen und notwendigen weiteren Schritte im Kontext Diamorphinsubstitution. Die gesamte Stellungnahme finden Sie hier.

Broschüre SoPrep - Toolkit mit Schlüsselstrategien zur Bekämpfung der mit synthetischen Opioiden verbundenen negativen Folgen
Diese Broschüre ist eine Übersetzung des Projektberichtes von SO-PREP - Toolkit on key responses to synthetic opioids herausgegeben vom Institut für Suchtforschung an der FRA-UAS (ISFF) und akzept e.V. Die gesamte Broschüre ist hier zu finden.

Leaving Prison and Homelessness
Diese Forschung untersucht das Thema Inhaftierung und Obdachlosigkeit in der gesam-ten EU. Die Entlassung aus dem Gefängnis kann eine kritische Übergangsphase sein, die das Risiko der Obdachlosigkeit mit sich bringen kann, wenn vor und nach der Entlassung keine Wohnlösung und keine angemessene Unterstützung bereitgestellt werden. Eine Ge-fängnisstrafe kann auch zur Obdachlosigkeit führen, wenn in der Zwischenzeit keine Me-chanismen vorhanden sind, um ein bestehendes Mietverhältnis aufrechtzuerhalten. Die Studie untersucht die vorhandenen Erkenntnisse zum Zusammenhang zwischen Obdach-losigkeit und Inhaftierung sowie die aktuelle Politik und Praxis zur Verhinderung von Ob-dachlosigkeit nach Verlassen des Gefängnisses in 13 EU-Mitgliedstaaten und zieht Ver-gleiche mit zwei weiteren europäischen Ländern.

DRUCK2.0
Die neue DRUCK2.0 Studienergebnisse sind vom RKI veröffentlich worden. Die Studie ist eine Pilotierung eines Monitoringsystems zu sexuell und durch Blut übertragenen Infektionen bei Drogengebrauchenden welche in zwei Bundesländern (Berlin und Bayern) durchgeführt wurde. Die Ergebnisse finden Sie hier.


M E D I E N

Merkblätter für Betroffene und Unterstützer von Strafvollzugsarchiv
Für häufig wiederkehrende Fragen, die in unserer schriftlichen Gefangenenberatung auf-kommen, hat das Strafvollzugsarchiv Merkblätter erstellt. Diese werden an Gefangene bei Bedarf verschickt, können aber auch hier angeschaut und heruntergeladen werden.

Erklärvideos zu HIV und STI der Aidshilfe Krefeld
Die Videos sind in 14 Sprachen verfügbar und können komplexe Themen leicht verständlich und niedrigschwellig darstellen. Dieses Video ist zur Kampagne der DAH „Leben mit HIV – anders als du denkst?“ produziert worden.

Nach dem Gefängnis – Alltag und unsichtbare Bestrafung
Barbara Sieferle ist Kulturwissenschaftlerin. In ihrer jüngsten Veröffentlichung "Nach dem Gefängnis - Alltag und unsichtbare Bestrafung" setzt sie sich mit den strukturellen Hür-den für Inhaftiere auch nach der Entlassung auseinander. Sie führt an, dass die Strafe für haftentlassene Menschen nach der Entlassung durch Stigmatisierung fortwirkt und diese zu weiteren Schwierigkeiten führen kann. Sie beschreibt zudem den Zusammenhang von Armut und Inhaftierung. Auf Radio CORAX berichtet sie von ihrer Forschung und den Ergebnissen. Das gesamte Radiointerview finden Sie hier.


T E R M I N E

AG Haft über die Deutsche Aidshilfe
15. bis 17. April 2024 in Berlin. Anmeldung hier.

Welt-Aidskonferenz 2024
22.bis 26. Juli. 2024 in München. Weitere Infos hier.

13. Europäische Konferenz zur Gesundheitsförderung in Haft
24. bis 25. Oktober 2024 in Wien. Weitere Infos hier.

HIV-KONTROVERS
23. November 2024 Maritim Köln. Weitere Infos hier.


A U S S C H R E I B U N G E N

Ausschreibungen im Landesverband finden Sie immer aktualisiert auf unserer Homepage unter nrw.aidshilfe.de.