RKI: Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Prävention für drogengebrauchende Menschen

Stethoskop, Maske und Herzen | Karolina Grabowska, pexels.com16. Oktober 2020 - Das Robert Koch-Institut (RKI) hat eine bundesweite Kurzbefragung unter niedrigschwelligen Drogenhilfeeinrichtungen zur Aufrechterhaltung der Präventionsangebote für durch Blut und sexuell übertragbare Infektionen bei drogengebrauchenden Menschen im Zuge der Corona-Pandemie durchgeführt. Drogengebrauchende wurden früh als besonders vulnerable Gruppe identifiziert, die durch einen Wegfall von Hilfsangeboten im Bereich Prävention und Harm Reduction weiteren Gefährdungen ausgesetzt wären.

Auf Grundlage der Rückmeldungen zeigt sich ein gemischtes Bild: Ein großer Teil der Einrichtungen musste zumindest zu Beginn der Pandemie Räumlichkeiten schließen, Angebote reduzieren oder umstellen. Ein Notbetrieb wurde jedoch in aller Regel aufrechterhalten, allen voran die Vergabe von Konsumutensilien und die Essensausgabe. Einige Einrichtungen haben ihre Angebote (v.a. im Bereich Streetwork) sogar ausgebaut, um die Menschen mit gestiegenen Hilfsbedarfen und während des Wegfalls vieler anderer Säulen des Hilfesystems weiterhin zu erreichen.

Die meisten Testangebote für HIV und Hepatitis mussten aufgrund der mangelnden Erreichbarkeit von Ärzt*innen, Praxen und Gesundheitsämtern vorübergehend eingestellt werden. Gemischte Entwicklungen zeigten sich auch bei den Klientenzahlen: Während viele bekannte Klient*innen den Einrichtungen fernblieben, wurden die weiterhin bestehenden Angebote vermehrt zum Beispiel von wohnungslosen Menschen genutzt. Sorgen bereiteten außerdem die oftmals beobachtete Verlagerung des Konsums in den öffentlichen Raum (z.B. aufgrund der Reduzierung von Plätzen im Konsumraum) und die damit verbundenen erschwerten Bedingungen für Safer Use. Der Beschaffungsdruck für die Konsumierenden ist aufgrund des Wegfalls irregulärer Geldbeschaffungsmöglichkeiten und verstärkter finanzieller Probleme sowie aufgrund einer teilweise berichteten Knappheit an Substanzen gestiegen.

Als herausfordernd für die Einrichtungen wurden insbesondere die Beschaffung von Schutzmaterial und die Erarbeitung von Schutzkonzepten beschrieben. Andererseits gaben viele Einrichtungen an, durch die Art ihrer Arbeit grundsätzlich mit unvorhergesehenen Situationen gut umgehen zu können, und dementsprechend auch kreative Lösungen zur Fortführung ihrer Angebote gefunden zu haben.

Die gesamten Ergebnisse sind im Epidemiologischen Bulletin Nr. 42 vom 15. Oktober 2020 (PDF-Datei) veröffentlicht.