Empfehlungen für die Vergabe von Drogenkonsumutensilien

Safer-Use-Utensilien22. März 2018 - Aufgrund der Eigenschaften des Hepatitis-C-Virus (leichte Übertragbarkeit, lange Überlebensfähigkeit) und der Epidemiologie (weite Verbreitung von Hepatitis C unter Menschen mit injizierendem Drogengebrauch und anderen Konsumformen) müssen fortan deutlich höhere Anforderungen an die Reichweite, Quantität und Qualität der Vergabe von Konsumutensilien erfüllt werden, als dies für die Vermeidung von HIV-Infektionen erforderlich war und ist. Empfehlungen für die Vergabe von Drogenkonsumutensilien sind Teil eines Handlungskonzepts der Deutschen AIDS-Hilfe [DAH] zur Umsetzung der Empfehlungen der DRUCK-Studie [Drogen und chronische Infektionskrankheiten in Deutschland] des Robert Koch-Instituts und der Strategie der Bundesregierung zur Eindämmung von HIV, Hepatitis B und C und anderen sexuell übertragbaren Infektionen ("BIS 2030").

Die Abgabe steriler Injektionsbestecke durch Spritzen- und Nadelprogramme (Englisch: needle and syringe programmes/NSPs) reduziert hochwirksam das Risiko von HIV- sowie Hepatitis-B- und -C-Übertragungen. Spritzen- und Nadelprogramme ermöglichen die Nutzung steriler Spritzen und Nadeln und reduzieren die Zahl von Infektionen durch unsteriles oder bereits benutztes Injektionsbesteck. NSPs sind nachgewiesenermaßen wirksam und kosteneffizient. Bisher bestätigten sich Befürchtungen nicht, dass sie zu einer Ausweitung des Drogenkonsums bzw. des injizierenden Drogenkonsums führen. Spritzen- und Nadelprogramme sollten nicht isoliert und ausschließlich als "Materialvergabe" umgesetzt werden. Entscheidend ist ein multidisziplinärer Ansatz mit spezifisch qualifizierten Mitarbeiter*innen. NSPs fungieren für Menschen, die Drogen injizieren, auch als wichtiger Einstiegspunkt zu anderen Gesundheits- und Sozialdienstleistungen, die sie sonst möglicherweise nicht nutzen würden.

Die Empfehlungen für die Vergabe von Drogenkonsumutensilien der DAH wurden unter Mitwirkung von Astrid Leicht (Fixpunkt Berlin) sowie einer bundesweiten Expert*innengruppe, die sich aus Mitarbeiter*innen aus Aids- und Drogenhilfen mit langjährigen Erfahrungen in der Konsumutensilienvergabe zusammensetzte, erarbeitet. Sie beinhalten grundsätzliche Kriterien für Modelle guter Praxis sowie spezifische Empfehlungen u.a. zum Sortiment für Einrichtungen mit oder ohne Drogenkonsumraum oder Kontaktstelle, zu begleitenden medialen Informationen, zur Abgabeform von Konsumutensilien, Entsorgung und Arbeitssicherheit. Unter aidshilfe.de finden Sie das vollständige Handlungskonzept.